Quelle: Wolfgang Menge, 1971, Molden Verlag;
Das Warenangebot wird immer größer — die Irreführung des Käufers auch. Wir kaufen, die Verkaufsstrategen lenken. Was wir nach Hause tragen, ist nicht immer das, was wir eigentlich kaufen wollten oder glaubten, gekauft zu haben.
Man verkauft uns Werbeslogans. Die Ware, für die wir dann bezahlen, ist weniger wichtig. Man zeigt uns auf Prospekten und Plakaten taufrische Produkte, verführerisch arrangiert inmitten pastellfarbener Phantasielandschaft und umgeben von freundlich dreinsehenden Käufern, denen die Besitzerfreude- aus dem Gesicht strahlt. Und wenn wir dann gekauft haben, stellt sich ‘raus, daß weder die Taufrische stimmt noch die Besitzerfreude angebracht ist. Der Kunde ist längst nicht mehr König. Ahnungslos tappt er in die Fallen, die die Ver­käufer ihm gestellt haben. Was er etwa als „Markenartikel“ erwirbt, hat in anderer Ver­packung häufig den gleichen Inhalt wie weniger berühmte und viel billigere Angebote. Was er als „Made in Germany“ kauft, kommt nicht selten aus Hongkong oder Singapur, Rumänien oder Italien. Die Preisgestaltung ist eher konkurrenzbezogen als produktgerecht – wir zahlen öfter drauf, als wir ahnen.
All dem geht Wolfgang Menge auf den Grund. Sein Buch ist ein Stich ins Wespennest zeitgenössischer Verkaufsmethoden der Indu­strie, der Warenhäuser und Supermärkte, des Groß- und Kleinhandels. Er nimmt heikle Fälle aus den Warengruppen Nahrungsmittel, Haushalts- und Elektrogeräte, Waschhilfen, Kraftfahrzeuge, Arzneimittel aufs Korn und schießt Breitseiten gegen die leidigen Zustände auf dem Sektor Konservierungsmittel. Er zeigt, mit welch abenteuerlichen Tricks manche Firmen ihre Kunden über den Löffel halbieren, nennt beim Namen, was die Verbraucher ahnen, aber nicht beweisen können: daß beim heutigen Verkaufswettbewerb, der den Leistungswettbewerb übertrumpft nicht nur die Waren, sondern auch die Käufer verkauft werden. Gründlich, wie er die Fakten für seine Fernsehserien “Stahlnetz” recherchierte, unerschrocken, wie er im “Millionenspiel” eines der heißesten Eisen anfaßte, entlarvt Wolfgang Menge in diesem allen Käufern als “Studienbehelf” anzuempfehlenden Buch heute vielfach angewandte Verkaufsmethoden: die Kunst, König Kunde übers Ohr zu hauen.