USA: Neue Namen in Causa Epstein

Einer der größten Missbrauchsskandale der Welt – rund um den verstorbenen US-Millionär Jeffrey Epstein – hat jetzt neuen Zündstoff bekommen. Ein Gericht in den USA hat nämlich weit über einhundert Namen aus dem Umfeld von Epstein veröffentlicht, die bisher geheim gehalten wurden. Denn darunter sind zahlreiche Prominente.

Quelle: servustv.com, 01.2024

Was bisher über den Fall Jeffrey Epstein bekannt ist

Der New Yorker Milliardär Jeffrey Epstein soll über Jahre Minderjährige missbraucht haben. Jetzt wird sein Fall neu aufgerollt – dank einer Reporterin.

Von Philip Dulle

Der Anfang vom Ende war kurz und wenig glamourös. Am 6. Juli wurde der New Yorker Milliardär Jeff Epstein, 66, am Flughafen Teterboro in New Jersey verhaftet. Der Flugplatz, nur gut 16 Kilometer vom New Yorker Stadtzentrum entfernt, ist vor allem bei Reisenden mit eigenem Flugzeug beliebt. Für Epstein, der aus Frankreich kam, war es der vorerst letzte Flug mit seinem Privatjet.

Die Vorwürfe gegen Epstein sind erschreckend: Der Milliardär und Hedgefonds-Manager soll jahrelang Minderjährige zum Sex gedrängt haben; weiters geht es um systematischen Kindesmissbrauch und Menschenhandel. Epstein soll die Mädchen nicht nur zum Sex gedrängt haben, er soll ihnen auch Geld geboten haben, weitere mutmaßliche Opfer zu rekrutieren. Kurz nach der Verhaftung nahm das FBI sein nobles Stadthaus in Manhattan (geschätzter Marktwert: 77 Millionen Dollar) auseinander – und fand Hunderte Nacktfotos vermutlich minderjähriger Mädchen.

Die Anschuldigungen gegen Epstein sind indes nicht neu. Bereits 2007 musste der frühere Mathematiklehrer und spätere Finanzmann aus Brooklyn sich nach Aussagen eines 14-jährigen Mädchens wegen Missbrauchs und Sexhandels in Palm Springs, Florida, verantworten. Der perfekt vernetzte Epstein, mit besten Verbindungen in Politik und Gesellschaft, bekam eine auffällig milde Strafe: 13 Monate Gefängnis, die er aber zu einem Gutteil als Freigänger verbringen konnte.

Neu ins Rollen brachte den Fall jetzt die Journalistin Julie Brown, Reporterin beim „Miami Herald“. 18 Monate lang verbrachte sie mit der Recherche, durchwühlte Dokumente und Gerichtsakten, begann, mutmaßliche Opfer ausfindig zu machen – und immer wieder die Frage zu stellen: Wie konnte dieser Mann so glimpflich davon kommen? Warum schlägt sich die Justiz auf die Seite des mächtigen Finanzjongleurs? Für ihre Artikelserie, die bereits im November letzten Jahres erschien, hat Brown 80 mutmaßliche Opfer ausgeforscht. Die meisten der Mädchen waren zum Zeitpunkt der Taten zwischen 13 und 16 Jahre alt.

Der Fall Jeffrey Epstein zieht indes immer weitere Kreise. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, ein Bekannter Epsteins, versucht sich seit der Verhaftung von Epstein zu distanzieren – er wolle auch, so heißt es in einer Aussendung, von den „schrecklichen Verbrechen“ nichts gewusst haben. Der aktuelle US-Präsident Donald Trump gehört seit Jahrzehnten zum engeren Freundeskreis des Milliardärs. Auf Epsteins berühmt-berüchtigten Partys, die auf seinen Anwesen in New York, in Palm Springs oder auf seiner Privatinsel St. James veranstaltet wurden, waren stets illustre Gäste, Schauspieler und Anwälte anwesend. Unter anderem angeblich Prinz Andrew aus Großbritannien, wie die britische Presse berichtet.

Besonders für US-Präsident Donald Trump wird die Epstein-Affäre zu einem immer größeren Problem. Trump war nicht nur gern gesehener Partygast Epsteins, wie ein jetzt vom US-Sender „NBC“ veröffentlichtes Video aus 1992 zeigt. In einem Interview mit dem Magazin „New York“ aus dem Jahr 2002 beschreibt Trump Epstein als „coolen Typen“, den er schon 15 Jahre lange kenne und mit dem man eine Menge Spaß haben kann: „Manche sagen sogar, dass er schöne Frauen noch mehr mag als ich, und viele davon sind auf der jüngeren Seite“, sagte Trump damals.

Damit noch nicht genug. Alexander Acosta, Trumps bisheriger Arbeitsminister, trat vergangene Woche zurück. Der frühere Staatsanwalt für Südflorida war in den letzten Tagen immer mehr in Bedrängnis geraten. Acosta war 2008 maßgeblich an dem Deal beteiligt, durch den Epstein einer langen Haftstrafe entging.

Während sich die Ermittler und die New Yorker Staatsanwaltschaft auf den Prozess vorbereiten, kommen immer mehr Details ans Tageslicht. Epstein soll neben drei amerikanischen Pässen in den 1980er-Jahren auch einen gefälschten österreichischen Pass verwendet haben, wie das Nachrichtenportal „Bloomberg“ berichtet.

Ein Kautionsantrag Epsteins wurde jetzt abgelehnt. Es bestehe dringende Fluchtgefahr. Epstein besitzt mehrere Privatjets (eine Boeing 727 wurde von Eingeweihten sogar als „Lolita Express“ bezeichnet), einen Helikopter und Anwesen auf der ganzen Welt.

Quelle: profil.at, 07.2019